Das Bundesamt für Strassen (ASTRA) wie auch Pro Velo Schweiz (PVCH) haben heute Informationen über den Zwischenstand bei der Umsetzung des nationalen Veloweggesetzes (VWG) publiziert. Diese zeigen, dass das Gesetz auch Graubünden bewegt. «Das von Pro Velo auf den Weg gebrachte nationale Gesetz bringt die Planung auch bei uns ins Rollen. Wir brauchen aber nicht nur Striche auf der Karte, sondern Velowege, auf denen alle von 8-80 Jahren fahren können. Dazu muss der Kanton nun eine schnelle Umsetzung sicherstellen und darf die Verantwortung nicht auf die Gemeinden abschieben – hoffnungsvollerweise wird dies Bestandteil einer kantonalen Strategie Langsamverkehr sein.», sagt Simon Wahl, Geschäftsleiter von Pro Velo Graubünden.
Im Jahr 2018 haben alle Kantone und 74 % der Stimmbevölkerung den Gegenvorschlag zur Velo-Initiative angenommen. Auf dieser Basis trat vor zweieinhalb Jahren das Veloweggesetz (VWG) in Kraft. Das VWG verpflichtet die Kantone, bis Ende 2027 attraktive und sichere Velowegnetze zu planen. Der heute publizierte Bericht von PVCH zeigt: Auch der Kanton Graubünden ist aktiv und arbeitet seit zwei Jahren an einer Strategie, um den bereits verabschiedeten «Sachplan Velo» zu vertiefen. Das Tiefbauamt sieht die Mindestanforderungen des VWG als bereits weitgehend erfüllt an.
Pro Velo Graubünden ist erfreut über die Aktivitäten des Kantons und die Arbeit der Fachstelle Langsamverkehr. Doch erste theoretische Planung allein bringt noch keine sicheren Velowege. Das Gesetz verpflichtet auch unseren Kanton, die Netze bis ins Jahr 2042 umzusetzen. «Striche auf der Karte reichen nicht aus für die Umsetzung des Veloweggesetzes. Es bedarf intensiver Projektierung, unter anderem auch von Velobahnen, d.h. Diskussionen mit Landbesitzer:innen, Varianten von Streckenführungen usw. – so wie es andere Kantone bereits beispielhaft vormachen.», meint Simon Wahl.
Kantonsstrassen für Autos baut der Kanton selbst – warum nicht Velobahnen?
In Graubünden jedoch überlässt der Kanton laut Strassengesetz den Gemeinden diese komplizierte Umsetzung, auch wenn er sich grosszügig finanziell beteiligt. «Solange die Projektleitung von durchgehenden Netzabschnitten nicht beim Kanton selbst liegt, sehen wir die Gefahr extrem langsam voran zu kommen oder gar mit einem Flickenteppich zu enden. Eine Kantonsstrasse für Autos wird auch nicht von einzelnen Gemeinden gebaut, in der Hoffnung, dass sie am Ende durchgehend befahrbar ist.»
Pro Velo Graubünden erwartet daher vom Kanton eine Gesetzesanpassung zu prüfen, um selbst Velowege Projektieren und Bauen zu können. «Der Kanton muss beim Bau der Velowege klar die Verantwortung übernehmen. Wie wir im Bericht von Pro Velo Schweiz sehen, sind da andere Kantone schon viel weiter.» meint Wahl. Zudem fehlen in Graubünden klare Standards über die Qualität der Velowege, die zum Beispiel die Breite festlegt. «Auch die Datengrundlage mit der Potential-Verbindungen eingezeichnet wurden, erachten wir als mangelhaft. Es gibt also noch einiges zu tun.», findet Simon Wahl. «Ebenfalls sind Sofortmassnahmen für die rasche Behebung von Gefahrenstellen notwendig.»
Hohe Erwartungen an die neue «Strategie Langsamverkehr»
All diese Punkte sind beim Kanton bereits platziert. «Wir sind 2023 eingeladen worden, an einer neuen Strategie für den Fuss- und Veloverkehr als Fachorganisation mitzuwirken und konnten in einem breit abgestützten Prozess gute Diskussionen führen.» freut sich Simon Wahl. «Gerade weil sich der Abschluss dieser Strategie bereits um ein ganzes Jahr verzögert hat, erwarten wir nun umso mehr eine konsolidierte Liste von vielen konkreten Massnahmen.» Pro Velo Graubünden ist zuversichtlich, dass die neue Strategie Verantwortlichkeiten klar verteilt und ein greifbarer Schlüssel ist, der endlich Schwung in den Bau von Velowegen bringen wird.
Bei der Umsetzung des VWG wünscht sich Pro Velo Graubünden nicht zuletzt auch mehr Unterstützung vom Bund: «Wir brauchen eine Verbesserung der nationalen Gesetze wie beispielsweise die Einführung eines Signals für Velostrassen und einheitliche Standards für die Veloinfrastruktur. Auch finanziell sollte der Bund die Kantone stärker unterstützen.», sagt Simon Wahl.
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Medienmitteilung von Pro Velo Schweiz