„Mir wurde klar, dass ich selbst aktiv werden muss“
Sylvia, kannst du dich noch daran erinnern, wann dich das Velofahren gepackt hat?
Ich habe schon an vielen Orten auf der Welt gewohnt, lebte in Taiwan und auch in Japan. Und egal wo, benutzte ich wann immer möglich das Fahrrad, um mich in den Städten fortzubewegen. Die Liebe zum Velo währt aber noch länger. Da wir in meiner Kindheit als Familie ziemlich weg vom Schuss wohnten, waren wir schon früh auf das Velo angewiesen. Als Kinder fuhren wir bereits ab der ersten Primarschule mit dem Velo zur Schule.
Bist du bereits in den Velosommer 2022 gestartet? Wenn ja, wie?
Die Eröffnung der Velosaison am Osterwochenende ist in meiner Familie beinahe schon zur Tradition geworden. Wir fuhren von Chur nach Rothenbrunnen entlang dem Polenweg und dann wieder zurück nach Chur, ein wunderbarer Start bei diesem tollen Wetter.
Würdest du dich als eher zu den schnelleren oder gemütlichen Velofahrenden zählen?
Das kommt ganz darauf an welches meiner Fahrräder ich ausfahre. Beim Biken bin ich eher die Gemütliche, während ich auf meinem Renner eher durch die Stadt Chur fräse und so wohl eher zu den Schnellen zähle.
Verbindest du besondere Erlebnisse mit dem Velo?
Im Jahr 2017 haben wir als Familie zum ersten Mal eine Velotour unternommen. Das Highlight daran war, dass ich das 40 Jahre alte, vom Rennrad zum Touren umgebaute Velo benutzen durfte. Damit um den Bodensee zu fahren ist meine schönste Fahrraderinnerung und auch der Moment, in welchem mit das Velofahren auch das Konzept Veloferien kennengelernt habe. Daran schätze ich vor allem, dass man so spontan sein und auch mal Pläne ändern oder verwerfen kann.
Was findest du am Bündner Velonetz besonders positiv?
Wirklich lobenswert ist das tolle Bikenetz im ganzen Kanton. Die Bikewege, die Offenheit der Bahnen und Busse, Fahrräder zu transportieren und auch einfach die atemberaubende Landschaft haben es mir angetan.
Wo siehst du Verbesserungspotential?
Ganz klar beim Churer Velonetz! Das Leben als Velofahrerin in der Stadt Chur hat schon manche brenzlige Situation mitgebracht, und es geht nicht nur mir so. Sichere, schnelle Velorouten durch die Stadt fehlen weitestgehend und haben definitiv noch viel Potential.
Wie ist es zu deiner Mitarbeit im Vorstand von Pro Velo Graubünden gekommen?
Nach einer Velofahrt durch die Stadt Chur komme ich oft genervt am Ziel an. Zusammen mit dem Bewusstsein, dass die Klimakrise eine noch nie dagewesene Bedrohung für die Menschheit darstellt, wurde mir klar, dass ich selbst aktiv werden will und muss. So kann ich diesem Gefühl der Ohnmacht wenigstens etwas entgegenstellen und weiss, dass ich etwas verbessern, ja bewegen kann.
Welche Aufgaben hast du bei Pro Velo?
Seit der letzten MV im April bin ich nun zusammen mit Dani im Co-Präsidium tätig. Da alles noch ziemlich neu ist, ist die Aufgabenverteilung noch nicht sehr weit fortgeschritten. Dies werden wir in den nächsten Tagen und Wochen in Angriff nehmen. Neben der neuen Position bin ich weiter als Mitglied der Arbeitsgruppe Infrastruktur tätig, wo ich meine täglich gemachten Erfahrungen als Velo im Strassenverkehr einbringen kann.
Wie schaffst du es, berufliches und ehrenamtliches Engagement unter einen Hut zu bringen?
Mit meiner neuen Position als Co-Präsidentin wird dies nun bestimmt mehr zu einer Herausforderung. Da mein Alltag im Kantonsspital geprägt ist von der Arbeit am Bildschirm, wird es wohl das eine oder andere Mal auch Überwindung kosten, am Abend für Pro Velo nochmals den Laptop hervorzunehmen. Aber für die gute Sache nehme ich mir diese Zeit noch so gerne.
Was wünschst du dir für Pro Velo Graubünden in den kommenden Jahren?
Ich wünsche mir, dass wir noch ganz viele neue Mitstreiterinnen und Mitstreiter finden, welche mit uns am selben Strang ziehen wollen. Mit ihren Stimmen können wir das Velofahren in Chur salonfähiger und sicherer machen und erhalten dadurch hoffentlich auch mehr Einfluss auf eine velofreundliche Politik in Graubünden.